Pestkreuz – Oberwilerstrasse 69

Dieses Kreuz ist im Jahre 1628 zum Gedächtnis an die schreckliche Pestzeit erstellt worden, welche auch unsere Bevölkerung nicht verschonte.

Vom 14.–17. Jahrhundert wütete die Pest in ganz Europa. Wahrscheinlich kam sie ursprünglich aus dem Orient. Bereits im 3. Jahrhundert war sie in Syrien und Ägypten bekannt und gefürchtet. Mitte des 14. Jahrhunderts raffte die Pest in ganz Europa etwa 25 Millionen Menschen dahin. Das war damals ein Viertel der gesamten Bevölkerung. Im Jahre 1668 wird zum letzten Mal über die Pest in der Region berichtet.

In jener Zeit waren die Menschen der Pestseuche absolut hilflos ausgeliefert. Sie wurde – auch wegen fehlender hygienischer Einrichtungen – sehr rasch von Mensch zu Mensch übertragen. Auch von Tieren wurde sie weiter verbreitet. Der Schweizer Chronist Tschudi aus dem Glarnerland schrieb im 16. Jahrhundert darüber: Das Siechtum war also giftig, dass wenn ein gesunder Mensch dem Siechen nahe kam, oder sin Gewand berührte, er sterben musste.

Dabei handelte es sich wohl um die Lungenpest, die fast immer tödlich endete, oder um die Beulenpest, bei welcher die Lymphknoten befallen wurden. Auch diese führte sehr oft zum Tode.

Auch in Berikon waren viele Pestopfer zu beklagen. Nach mündlicher Überlieferung sollen in unserem Dorfe einmal nur 35 Personen und in anderen Seuchenjahren etwa 80 Personen die Pestseuche überlebt haben.

Ein Blick über die Dorfgrenzen zeigt, dass die verheerende Seuche in allen Dörfern der Region wütete. Ein Auszug aus dem Zufikerbuch über die Pestzeit berichtet von erschreckenden Zahlen in unserem Nachbardorf: Im Winter 1611/12 starben 32 Personen, 1628/29 waren es 19 Personen und 1635 sogar 33 Personen. Dazu steht die Bemerkung zu einem Massengrab: Hier ist eine grosse Klag: 33 Pestopfer in einem Grab!

Die Reaktion der Menschen auf die Seuche war sehr verschieden. Es heisst in einer Beschreibung aus jener Zeit: Die einen schlossen sich in ihrer Todesangst ganz ab von der Welt, die andern gaben sich aus Verzweiflung allerlei Ausschweifungen hin und verscheuchten so die Todesfurcht …
Aber es gab auch Positives zu berichten. Wir hören von Heldinnen und Helden, die ihr eigenes Leben in Gefahr brachten, indem sie andere pflegten. Viele Ärzte und Pfarrer gingen den Kranken nach, ohne an die eigene Gefährdung zu denken. Und für sehr viele Menschen waren der Glaube und das Gebet die einzigen Helfer, die sie durch diese schreckliche Notzeit trugen.

An diese schwere Zeit, die unsere Vorfahren hilflos erleiden mussten, erinnert uns bis heute dieses Pestkreuz.